Im Mai 2016 hat der Geisenfelder Stadtrat die Erweiterung des Gewerbegebietes Ilmendorf beschlossen. Der neue Bauabschnitt „Ilmendorf-Nord“ umfasst circa 20 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Das bisherige Gewerbegebiet Ilmendorf umfasst circa 45 ha. Dieses liegt in einem Korridor zwischen der B16 im Süden und der Bahnlinie Ingolstadt-Regensburg im Norden. Die Erweiterung um diese 20 ha soll nun nördlich der Bahnlinie, direkt an der Gemeindegrenze von Vohburg erfolgen.
Die Erweiterung ist rein für Großbetriebe, vor allem für Konzerne aus dem Logistik- und Lagereibereich vorgesehen. Gegen Gewerbeflächen für ortsansässige Gewerbetreibende und Handwerker ist bestimmt nichts einzuwenden. Im derzeitigen Gewerbegebiet Ilmendorf wären noch genügend Flächen für diesen Zweck frei. Für Geisenfelder Handwerker kommt Ilmendorf wegen der Entfernung zum Ortszentrum (circa 7 km) aber kaum in Frage.
In der Region Ingolstadt herrscht Vollbeschäftigung. Die wirtschaftliche Situation ist total überhitzt. Viele mittelständische Unternehmen beklagen sich über akuten Fachkräftemangel. Baulandpreise und Mieten schießen durch die Decke. Die Wohnungsnot ist auch bei uns tagtäglich zu spüren. Für viele junge Menschen in der Region ist es nur schwer möglich, sich den Traum von den „eigenen vier Wänden“ zu erfüllen.
Die Erweiterung des Ilmendorfer Gewerbegebietes um sage und schreibe 20 Hektar heizt die Situation vor allem für Geisenfeld und Vohburg noch weiter an. Das Argument, dass durch die Erweiterung neue Arbeitsplätze für Geisenfeld und die Region entstehen, ist nur vorgeschoben. Durch die Erweiterung des Gewerbegebietes entstehen zwar neue Arbeitsplätze, aber durch die Vollbeschäftigungssituation in der Region werden die neuen Mitarbeiter europaweit zuziehen. Bei Kaufland in Ilmendorf arbeitet jetzt schon eine große Anzahl osteuropäischer Billiglöhner.
So könnte es später einmal aussehen. Bild vom jetzigen Gewerbegebiet Ilmnendorf.
Foto: Aktive Vohburger
Die geplante Erweiterung „Ilmendorf-Nord“ verträgt sich mit den landschaftlichen und ökologischen Gegebenheiten in keiner Weise. Natur wird hier rigoros zerstört. Das angedachte Vorhaben passt auch nicht zur umliegenden Siedlungsstruktur. Die vorgesehene Fläche liegt direkt an der Vohburger Ortsgrenze, in unmittelbarer Nähe zur Birkenheide. Das vorgesehene Areal von 20 ha entspricht in etwa der Fläche von 25 Fußballfeldern.
Im Bereich der Birkenheide befindet sich das letzte intakte Vohburger Naherholungsgebiet. Vohburg ist bereits jetzt schon durch Anlagen mit überregionaler Bedeutung wie die Raffinerie, Kraftwerke und Donaustaustufe erheblichen Belastungen ausgesetzt. Hier ein paar Entfernungen von der geplanten Erweiterung aus gemessen: Ilmendorf 1 km, Rockolding 1,3 km, Hartacker 1,5 km und bis zur Ortsmitte von Vohburg sind es keine 3 km. Bemerkenswert dabei ist die Tatsache, dass die Ortsmitte der Stadt Geisenfeld ca. 7 km entfernt ist. Handeln die Geisenfelder Verantwortlichen etwa nach dem Grundsatz „Aus den Augen, aus dem Sinn“? In Ilmendorf kommt ja manch Geisenfelder Stadtrat nach eigenen Aussagen „eigentlich nicht sooft vorbei“.
Beim geplanten Vorhaben sollen 20 ha Boden in direkter Nähe zu der ein paar hundert Metern entfernten Ilm endgültig betoniert und versiegelt werden. Sehen so geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Hochwassergefahr aus? Wir alle entlang der Ilm wissen, wie gefährlich das Hochwasser für uns werden kann. Viele Geisenfelder und Vohburger Bürger haben das schon mehrfach schmerzlich erfahren müssen.
Der Geisenfelder Bürgermeister ist der Vorsitzende der AUL-Fraktion im Pfaffenhofener Kreistag. Bemerkenswert erscheinen mir in diesem Zusammenhang einige Aussagen der AUL im Wahlkampf 2014 (siehe Homepage AUL). Hier ist unter anderem zu lesen: „Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen“, „Schutz der natürlichen Ressourcen Boden, Luft und Wasser“ und „Der Schutz unserer Natur bedeutet die Sicherung unserer Lebensgrundlagen …“ . Der Bürgermeister muss sich nun schon fragen lassen, was jetzt tatsächlich gilt: Die Versprechen im Wahlkampf oder die unwiderrufliche Vernichtung von 20 ha Natur.
Für den Geisenfelder Stadtrat geht es offensichtlich nicht um Arbeitsplätze. Es geht auch nicht um Gewerbeflächen für ortsansässige Gewerbetreibende und Handwerker. Es geht einzig und allein um Gewerbesteuereinnahmen. Für ein „paar Silberlinge“ wird unbelassene Natur verschachert.
Die Erweiterung „Ilmendorf-Nord“ ist wegen der massiven Eingriffe in Natur und Landschaft abzulehnen. Ich habe die Hoffnung noch nicht begraben, dass sich die Genehmigungsbehörden von Sachargumenten leiten lassen und nicht die finanzielle Gesundung einer einzelnen Gemeinde im Auge haben. Ich hoffe weiterhin, dass die Geisenfelder Verantwortlichen einmal tief in sich gehen und abwägen: was ist uns nun wirklich wichtig - der Respekt vor der Natur und den Menschen in Ilmendorf und in Vohburg mit seinen Ortsteilen oder doch lieber die Gier nach Geld und schnellem Gewinn.
Hans Heckmeier