Meinung

Autobahnausfahrt Bruckbach – Zerstörung der Hallertau

 Die FDP Kreistagsfraktion hat in ihrer jüngsten Sitzung einmal mehr eine weitere Autobahnausfahrt „Mittleres Ilmtal“ gefordert (siehe PK-Bericht vom 22.06.2018).

Süffisanterweise wird das den Lesern verkauft als Entlastung für die Verkehrszunahme in Folge des Gewerbegebiets Bruckbach. Übersetzt bedeutet diese Begründung ja nichts anderes, als dass wir durch den Bau einer Autobahnauf- und -abfahrt weniger Verkehr auf unseren Straßen haben werden. Wir Leser sind ja alle dumm. Aber der Reihe nach.

Zunächst wurde das Landschaftsbild der Hallertau empfindlich verschandelt durch ein weit überdimensioniertes, 25 ha großes Gewerbegebiet in zuvor unberührter Natur. Wer dort heute täglich vorbei fährt, dem blutet angesichts der gigantischen Betonbauten inmitten der freien Natur das Herz. Wobei das nur die emotionale Seite des Menschen betrifft. Rational betrachtet wurden hier 25 ha Wiesen- und Ackerflächen zubetoniert bzw. versiegelt. Ohne Not wohlgemerkt und in Hanglage, sodass das Niederschlagswasser trotz Versickerungsmaßnahmen bei Starkregen den Berg runter fließt, um anschließend im Tal vom Vorfluter Ilm aufgenommen zu werden. Dessen Bett vermag die Wassermassen aber nur bedingt zu fassen, und am Ende kommt das Wasser in den nördlichen Gemeinden Geisenfeld, Ilmendorf und Vohburg an und führt dort zu brutalen Überschwemmungen. Das haben wir in Vohburg oder Ilmendorf ja alles schon und nicht nur einmal erlebt.

Und wir wurden nach jedem Hochwasser beruhigt mit Aussagen, die da lauteten: „Wir dürfen das Ilmtal nicht weiter zubetonieren, weil die Ilm die abfließenden Wassermassen bei Starkregen nicht mehr aufnehmen kann“.

Ich habe in meiner Eigenschaft als Mitglied des Kreistags in Pfaffenhofen nicht nur anlässlich der Genehmigung des Gewerbegebiets Bruckbach auf diese schwerwiegenden Folgen für die Unteranlieger der Ilm mehrfach hingewiesen. Das konnte allerdings die Mehrheit der Kreisräte nicht überzeugen, sodass das Gewerbegebiet Bruckbach in dem jetzt ersichtlichen Ausmaß vom Kreistag PAF genehmigt wurde.

Und jetzt rufen plötzlich diejenigen, die damals dieses Gewerbegebiet unbedingt haben wollten und vorantrieben, nach einem weiteren massiven Eingriff in die geschändete Natur in Form einer zusätzlichen Autobahnausfahrt bei Bruckbach. Dazu muss man wissen, dass zwischen der Autobahnausfahrt in Ingolstadt Süd und derjenigen in Allershausen, auf einer Länge von exakt 44 km, bereits sechs (!!!) Autobahnausfahrten existieren. Wo in Deutschland bzw. wo auf der Welt gibt es innerhalb einer Strecke von 44 km bitteschön sechs Autobahnausfahrten?

Das ist den Mandatsträgern der FDP offensichtlich egal. Sie fordern eine siebte Ausfahrt. Und ihre vordergründige Argumentation dafür lautet: „Entlastung für die Staatsstraße 2232 und für Walkersbach“.

In Wahrheit würde eine 7. Ausfahrt zusätzlichen Verkehr in das Ilmtal treiben. Zusätzliche naturnahe Flächen würden zubetoniert werden. Zusätzlicher Lärm durch Schwerlastverkehr würde die Menschen traktieren. In Wahrheit wird weiterer Lebensraum für Mensch und Tier massiv zerstört.

Ich erteile diesem Vorhaben eine klare Absage. Wir sind es unseren Eltern und vor allem unseren Kindern schuldig, noch ein letztes Stück Natur zurück zu lassen. Wir brauchen alles andere als eine 7. Autobahnausfahrt in unserer Hallertau. Wir brauchen die Verlagerung des Schwerverkehrs auf die Schiene und nicht in das mittlere Ilmtal.

Sepp Steinberger, Vohburg
Kreis- und Stadtrat