Politik muss umdenken 

Vohburg (PK) „Das ist ein spannendes Thema, wenn auch manchmal ein deprimierendes“, sagt Professor Wolfgang Seiler. Er ist Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Energiewende Oberland und sprach am Donnerstag auf Einladung der Aktiven Vohburger vor rund 50 Gästen zum Thema Energiewende. 

Die Energiewende ist, so Seiler, weit mehr als nur die Stromwende. Es gehe um Wärme, Mobilität und so weiter. Der Ausstieg aus der Kernenergie sei deshalb nicht der Auslöser, sondern eine zusätzliche, sinnvolle Herausforderung. 

Dabei stünden wir im Moment vor einer ganzen Reihe von Herausforderungen, die auch damit zusammenhängen, dass der Klimawandel, wie Seiler erläuterte, längst begonnen habe. Begrenzte Ressourcen, soziale Probleme und viele Fragen der Wertschöpfung waren dabei nur einige der genannten Probleme, die es in Zukunft zu lösen gilt. 

Seiler sieht die Energiewende aber auch als Chance. Alle Möglichkeiten seien vorhanden, nur der politische Wille fehle. „Wer es nicht glaubt, der braucht nur nach Masdar City schauen“, sagte Seiler. Dort, in den Arabischen Emiraten, entsteht im Moment eine Stadt, die in Zukunft mehrere zehntausend Menschen und viele Firmen beherbergen und dabei keinerlei CO2 ausstoßen soll. „Und das maßgeblich mit deutscher Technik.“ 

Man könne alles schaffen, wenn in der Politik das Denken aufhört, „das ist nicht in meiner Legislaturperiode, das geht mich nix an.“ Dazu kommt, dass im Moment viele Verordnungen der Energiewende im Weg stehen. Denn nur wenn die Energieeffizienz gesteigert und dezentrale, intelligente Lösungsansätze gefunden würden, sei die Energiewende zu schaffen. 

Deshalb hält er die Schaffung riesiger Stromtrassen für wenig sinnvoll. Sie festigten nur den wenig wünschenswerten Status quo mit vier großen, übermächtigen Stromkonzernen. 

Das es auch anders geht, zeigte er bei der Vorstellung des Projekts SERO der Bürgerstiftung Energiewende Oberland: Energieeinsparpotenziale sollen ebenso genutzt werden, wie die Potenziale aller erneuerbaren Energien. Außerdem, müssten dezentrale Speichermöglichkeiten etwa durch Methanisierung sowie Kraft-Wärme-Kopplungen zum Einsatz kommen. Die Betonung lag dabei einmal mehr auf dem Stichwort „dezentral“: Eigenversorgung und Selbstvermarktung innerhalb von Gemeinden oder Landkreisen seien der Schlüssel zum Erfolg. 

Natürlich, so bestätigte Seiler, koste die Energiewende Geld, aber sie zahle sich aus. Und im Moment würden die Kosten zudem oft unausgewogen bewertet. So seien vom Staat allein für die Endlagerung von Atommüll und die damit zusammenhängen Untersuchungen inzwischen 187 Milliarden Euro ausgegeben worden. Dazu komme, dass das im Moment viel zitierte EEG im Grund keine so große finanzielle Rolle spiele: „Manchmal hat man das Gefühl, das Thema wird hochgeschaukelt, damit die Bürger sagen, das wollen wir nicht.“ 

Von Susanne Lamprecht
PK 15.03.2014