Keine gute Nachbarschaft

 Vohburg (DK) Die Entscheidung in Geisenfeld für eine 20 Hektar große Erweiterung des Gewerbegebiets Ilmendorf-Nord hat in Vohburg Wellen geschlagen. Vor allem die Informationspolitik wird kritisiert. Doch die Auswirkungen gehen noch viel weiter.


Nach der Erweiterung der Gewerbegebiets Ilmendorf-Nord könnte es auch jenseits der Bahnlinie aussehen wie auf diesem Bild, das einen Teil des bestehenden Gewerbegebiets zeigt. - Foto: Ludsteck

Der Geisenfelder Stadtrat hat Ende Mai nach kontroverser Diskussion beschlossen, das Gewerbegebiet nördlich der Bahnlinie Ingolstadt-Regensburg um knapp 20 Hektar zu erweitern. Motor hinter diesem Projekt ist die Geisenfelder Stadtentwicklungsgesellschaft, eine 100-prozentige Tochter der Stadt. Besagte Fläche grenzt an das Vohburger Gemeindegebiet, die Ortsteile Rockolding und Hartacker sind unmittelbar betroffen. Das sorgt für Unmut auf Vohburger Seite.

Da der Informationsfluss von Geisenfeld in Richtung Herzogsstadt offenbar nur spärlich fließt, haben sich die Aktiven Vohburger aufgemacht, um die Informationen von der USB-Fraktion um Bürgermeister Christian Staudter aus erster Hand zu erfahren. "Sie haben uns ihre Gründe erläutert", erzählt Werner Ludsteck von dem Gespräch. Demnach ist Geisenfeld auf der Suche nach weiteren Einnahmequellen und hofft über die Ansiedlung von Unternehmen, die Gewerbesteuer zu erhöhen. Man habe keine andere Wahl, zitiert Ludsteck die Nachbarkommune.

Dabei sind es vor allem zwei Aspekte, die in Vohburg nicht gut ankommen. Zum einen ist es das Gewerbegebiet selbst. Geisenfeld hat damit zum ersten Mal die Bahnlinie überschritten. Bisher blieben die Industrieflächen immer südlich der Gleise, das neue Areal jedoch liegt nördlich, also in Vohburger Richtung. Außerdem ist die Fläche mit rund 20 Hektar immens groß. Sie könnte sogar noch größer sein. Aber die Stadt Vohburg besitzt in diesem Gebiet ein Grundstück und blockiert damit ein noch größeres Industriegebiet. Der Vohburger Stadtrat ist sich einig, diesen Grund nicht zu verkaufen. Entsprechende Anfragen wurden bislang zurückgewiesen.

Aufgrund der großen Fläche und der abseitigen Lage, gehen die AV davon aus, dass sich kaum kleinere Handwerksbetriebe dort ansiedeln werden, sondern vielmehr Großunternehmen - einhergehend mit einer Zunahme des Schwerlastverkehrs und der Lärmbelastung. Da in der Region Vollbeschäftigung herrscht, sind auch die zusätzlichen Arbeitsplätze für die AV kein Argument. Ludsteck betont in diesem Zusammenhang, dass man die Ansiedlung kleinerer Betriebe jederzeit unterstützen werde. "Aber wir brauchen kein Großunternehmen, das ohnehin nur niederqualifizierte Arbeitsplätze schafft."

Der zweite große Kritikpunkt ist von politischer Dimension. Denn die AV sitzen zusammen mit der USB und der JWU aus Reichertshofen als AUL-Liste gemeinsam mit fünf Sitzen im Kreistag. Pikant: Die AUL hat sich eine gemeindeübergreifende Zusammenarbeit etwa bei der Ausweisung von Gewerbeflächen oder den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen auf die Fahnen geschrieben. Und nun weist die USB im Alleingang eine große Industriefläche aus. "Das widerspricht unserer Politik", moniert Sepp Steinberger. Man könne sich nicht hinstellen und mit einem AUL-Programm um Wählerstimmen werben und danach das Gegenteil machen, fügt Steinberger hinzu und sagt: "Wir wollen die AUL nicht infrage stellen - aber es ist doch eine Probe."

Steinberger, Ludsteck und Marcus König haben die Vohburger Bedenken nach eigenen Angaben in Geisenfeld auch deutlich zum Ausdruck gebracht. Aus Sicht der AV wiegen die Vorteile, die das Gewerbegebiet bringt, die Nachteile bei weitem nicht auf, wie König klarstellt. Bei dem Gespräch wurde beispielsweise auch das Thema Hochwasser angesprochen. Die Landschaft werde systematisch zubetoniert, sagt Steinberger. Das Wasser kann nicht aus und wird zwangsläufig in Richtung Vohburg fließen. "Das wird unsere Lebensqualität beeinträchtigen", sagt König.

Auch wenn die Aktiven Vohburger die guten Beziehungen zur Nachbargemeinde betonen, wollen sie doch alles unternehmen, um das Industriegebiet zu verhindern. "Wir setzen auf eine kontroverse Auseinandersetzung", sagt Steinberger. Dass Geisenfeld selbst noch reagieren wird, da sind die AV skeptisch. Sie selbst wollen im nächsten Schritt ein Mitteilungsblatt herausgeben, um die Bürger zu informieren und kündigen bereits für den Herbst mehrere Versammlungen in Ilmendorf, Rockolding und Hartacker an.

 

Von Markus Meßner
Foto: Ludsteck
DK 14.07.2016