Politiker-Stadl

Bei der Podiumsdiskussion in Vohburg versuchen die Kandidaten, sich kurz vor der Wahl in Szene zu setzen

Vohburg (DK) Die Podiumsdiskussion der Bundestagskandidaten am Mittwochabend in Vohburg ist auf gute Resonanz gestoßen. Rund drei Stunden wurden Argumente ausgetauscht, Positionen vertreten - und Aversionen gepflegt.


Applaus für die Kandidaten: Gut gefüllt war der Kultur-Stadl in Vohburg bei der Podiumsdiskussion der Bundestagskandidaten. Rund drei Stunden stellten sich Eva Bulling-Schröter (Die Linke, rechts von oben), Andreas Mehltretter (SPD), Erich Irlstorfer (CSU), Kerstin Schnapp (Grüne), Johannes Huber (AfD) und Thomas Neudert (FDP) den Fragen der Moderatoren und des Publikums. - Foto: Meßner

So einfach es ist, am Sonntag zwei Kreuze zu machen, so schwerfällt dem ein oder anderen die Antwort auf die Frage nach der richtigen Stelle. Welchem Kandidaten, welcher Partei das Vertrauen schenken? Der Ansatz der Aktiven Vohburger, alle Kandidaten bei einer Diskussionsrunde zusammenzubringen, stieß auf einige Resonanz. Der Kultur-Stadl war gut gefüllt. Doch so ein Aufeinandertreffen der Kandidaten kann auch anstrengend sein. Am Ende waren es fast drei Stunden, in denen Positionen, Unterschiede und Aversionen ausgetauscht wurden. Die beiden Moderatoren Werner Ludsteck und Marcus König kündigten an, verbal "auch einmal dazwischengrätschen" zu wollen, doch das war kaum nötig. Dass überraschendste Ereignis des Abends war wohl, als Andreas Mehltretter (SPD) sein Wasserglas umstieß. Thomas Neudert (FDP), Eva Bulling-Schröter (Die Linke, in Vertretung von Guido Hoyer), Erich Irlstorfer (CSU), Mehltretter, Kerstin Schnapp (Grüne) und Johannes Huber (AfD) vertraten ziemlich vorhersehbar ihre Positionen, gut informiert, vorbereitet und routiniert am Ende eines Wahlkampfes mit der Erfahrung vieler Veranstaltungen. Lediglich Huber kam einmal gehörig ins Stocken, als er nicht mehr wusste, ob die AfD nun Alleinerziehende unterstützen will oder nicht.

Nach dem Willen der Zuschauer wurden vier Themen behandelt: Arbeit und Soziales, Bildung, EU und Migration, Umwelt und Verkehr.

Nacheinander stellten Ludsteck und König ihre Fragen an die Kandidaten, die rund 90 Sekunden Zeit hatten, zu antworten. Gerade die beiden Bundestagsmitglieder Bulling-Schröter und Irlstorfer punkteten mit ihrer Erfahrung. Mindestlohn hoch auf zwölf Euro, Leiharbeit verbieten. Punkt. Klar und bestimmt vertrat Bulling-Schröter ihre Positionen. Auch Irlstorfer antwortete routiniert, vor allem, als das Thema Pflege angesprochen wurde, warf er sein Fachwissen als Mitglied des Gesundheitsausschusses in die Wagschale. Die Diskussion ging stellenweise auch ins Detail, als es beispielsweise um die Leiharbeit oder die Rente ging. Irlstorfer warb etwa für eine Flexibilisierung des Renteneintritts.

Sowohl Neudert als auch Mehltretter zeigten sich ausgezeichnet vorbereitet, argumentierten ruhig und sachlich. Direkt neben Bulling-Schröter sitzend, argumentierte der FDP-Kandidat gerade im Bereich Arbeit und Soziales in eine ganz andere Richtung. Während etwa die Linke die Leiharbeit verteufelt, meint Neudert, dass Leiharbeit nicht grundsätzlich schlecht sei.

Richtig in die Offensive ging AfD-Kandidat Huber, als es um die Migration ging. Er monierte, dass es immer noch zu viele unregistrierte Flüchtlinge gebe, Deutschland müsse die Grenze dauerhaft sichern und Flüchtlinge auch ohne Pass abschieben. Nach seinen Ausführungen konterten die anderen Kandidaten und warfen ihm vor, falsche Zahlen und Halbwahrheiten zu verbreiten. "Wie erbärmlich", warf Irlstorfer dazwischen.

Das letzte Thema, Umwelt und Verkehr, ist naturgemäß ein Heimspiel für die Grünen. Schnapp stellte die Position ihrer Partei vor. Sie ärgerte sich über den Betrug der Automobilhersteller beim Diesel-Skandal und postulierte, dass 2030 nur noch Autos zugelassen werden sollten, die emissionsfrei unterwegs sind - natürlich mit Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien.

Zu diesem Zeitpunkt war die Diskussion allerdings schon weit fortgeschritten, Bulling-Schröter blies die Backen auf und schenkte ihrem Mobiltelefon bereits mehr Aufmerksamkeit als der Diskussion.

Zu guter Letzt durfte jeder der Kandidaten noch eine Minute lang werben. Für Mehltretter ist es eine Richtungswahl am Sonntag: verwalten oder gestalten. Huber will mehr direkte Demokratie, Neudert weniger Bürokratie. Irlstorfer hofft durch die Wahl ein Zeichen für Europa zu setzen, Schnapp hätte gerne ein Zeichen für den Klimaschutz. Und Bulling-Schröter möchte den Menschen im Mittelpunkt wissen. In einem waren sich alle einig: Wählen gehen am Sonntag.

Von Markus Meßner
DK: 21.09.2017